Nahezu 300 Gäste sind der Einladung der Lebenshilfe Walsrode in die Felix-Nussbaum-Schule gefolgt. Judith Hack vom Zentrum für Autismus-Kompetenz Hannover sprach mit ihrem ergreifenden Vortrag „Komische Kinder – komische Eltern?“ direkt die Herzen von Eltern autistischer Kinder an und gab einen tiefen Einblick in die täglichen Herausforderungen im familiären Zusammenleben.
Judith Hack ist Diplom-Sozialarbeiterin und selbst Mutter eines autistischen Sohnes. Mit zahlreichen Beispielen aus ihrem Familienalltag verdeutlichte sie die besonderen Herausforderungen, die sich Eltern autistischer Kinder stellen müssen. Innerhalb der Familie gibt es eine enorme Brandbreite an Verhaltensbesonderheiten. Das können zum Beispiel strikt einzuhaltende Tagesabläufe sein, besondere Essensgewohnheiten oder feste Rituale. Hacks Sohn hatte u. a. das Ritual, beim Aussteigen aus dem Auto eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten. Gibt es Änderungen hierbei, kann dies für autistische Kinder ein Problem sein. Und auch wenn ein Kind vermeintlich nach außen hin funktioniert, könnte es zuhause „im sicheren Hafen“ schwierig werden. Die Kinder könnten förmlich explodieren oder auch in sich zusammenbrechen, da die alltägliche Anpassungsleistung sie an ihre Belastungsgrenze führt.
In dem Vortrag betonte Hack, dass das Verhalten der Kinder selbst häufig nicht die größte Herausforderung ist, sondern die unmittelbaren Reaktionen des Umfeldes. In der Öffentlichkeit werden Eltern nicht selten für ihren Erziehungsstil kritisiert, ihre alltäglichen Leistungen werden nicht erkannt oder wertgeschätzt. Gut gemeinte Ratschläge wie „so geht das doch nicht, du musst dem Kind auch mal klare Grenzen aufzeigen“ fühlen sich oft an wie persönliche Angriffe. Eltern kennen ihr Kind am besten und wissen genau, was ihr Kind in einem schwierigen Moment benötigt. Das aktive Eingreifen und Aufzeigen von Grenzen könnten eine herausfordernde Situation für alle Beteiligten sogar verschlimmern, statt zu verbessern. Judith Hack appelliert: „Statt Ratschläge wünschen wir Eltern uns offene Fragen und Wertschätzung. Fragen Sie uns, wie es uns geht und was wir benötigen, damit unsere Kinder annähernd an der Gesellschaft teilhaben können.“
Der Vortrag war die zweite Veranstaltung im Rahmen des Jubiläumsjahr der Lebenshilfe Walsrode, die im Jahr 2024 ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Am 25. Mai folgt ein inklusiver Trommelworkshop mit anschließender Disco im Kulturzentrum mittendrin in Walsrode. Weitere Informationen folgen zeitnah.
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